BaFin kritisiert Nettopolicen – welche Lehren Unternehmen daraus ziehen sollten

6.8.2025
Datum
6.8.2025
Autor
Degura
Kategorie
Betriebliche Altersvorsorge (bAV)
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Die Finanz- und Versicherungsaufsicht BaFin hat kürzlich deutliche Kritik am Vertrieb von Nettopolicen geäußert. In einer Untersuchung von 22 Versicherern wurde deutlich, dass Beratung, Transparenz und Verbraucherschutz in diesem Segment erhebliche Defizite aufweisen. Für Unternehmen und Arbeitgeber:innen, die Verantwortung für die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ihrer Mitarbeitenden tragen, ergeben sich daraus wichtige Erkenntnisse.

Was sind Nettopolicen, wo liegen die Risiken?

Eine Nettopolice ist ein Versicherungsanlageprodukt, das ohne einkalkulierte Provisionen verkauft wird. Stattdessen vergüten Kund:innen die Beratung direkt über ein Honorar. Das Konzept soll Transparenz schaffen, birgt jedoch erhebliche Fallstricke:

  • Gesetzlicher Schutz greift nicht: Während Bruttopolicen bei vorzeitiger Kündigung von einer Deckelung der Abschlusskosten profitieren, läuft dieser Schutz bei Nettopolicen ins Leere. Die direkt gezahlten Honorare an Vermittler:innen werden nicht als Abschlusskosten gewertet und sind damit nicht gedeckelt.
  • Mangelhafte Beratung: Laut BaFin wird dieser Unterschied in Beratungsgesprächen häufig nicht oder nur unzureichend kommuniziert.
  • Unklarer Kundennutzen: Die Mehrheit der befragten Versicherer kennt weder die Höhe der Honorarvereinbarungen noch kann sie den tatsächlichen Kundennutzen bewerten, obwohl genau das vom Versicherungsaufsichtsgesetz gefordert wird.

Diese Punkte führen dazu, dass Nettopolicen für viele Arbeitnehmende nicht die erwartete Transparenz oder Fairness bieten und damit das Risiko für Arbeitgeber:innen steigt, unzufriedene Mitarbeitende oder sogar rechtliche Fragen zu erzeugen.

Warum betrifft das auch Arbeitgeber:innen und Unternehmen?

Auch wenn Arbeitgeber:innen in der Regel nicht direkt über die Vergütung von Nettopolicen entscheiden, haben Unternehmen eine Verantwortung im Rahmen der bAV:

  • Vertrauen innerhalb der Belegschaft sichern: Mitarbeitende erwarten, dass die bAV fair und transparent gestaltet ist. Werden in Beratungsgesprächen Risiken nicht ausreichend erklärt, kann dies das Vertrauen in den Arbeitgeber schwächen.
  • Rechtliche Anforderungen einhalten: Die BaFin macht deutlich, dass Versicherer nicht allein in der Pflicht stehen. Auch Arbeitgeber:innen sollten sicherstellen, dass angebotene Vorsorgelösungen die gesetzlichen Verbraucherschutz-Standards erfüllen.
  • Kostenstrukturen verstehen und hinterfragen: Wer bAV-Lösungen anbietet, sollte die unterschiedlichen Kostenmodelle von Brutto- und Nettopolicen kennen und kritisch prüfen, wie diese innerhalb des Unternehmens vermittelt werden.

BaFin fordert mehr Verbraucherschutz. Was bedeutet das für Unternehmen?

Die BaFin plant, den Verbraucherschutz in den kommenden Jahren stärker zu fokussieren. Daraus ergeben sich drei zentrale Handlungsfelder für Unternehmen:

  1. Prüfung der Beratungsqualität: Unternehmen sollten sicherstellen, dass Unterschiede zwischen Netto- und Bruttopolicen klar und verständlich vermittelt werden.
  2. Transparenz von Partnern einfordern: Versicherer und Vermittler:innen sollten verpflichtet werden, Kosten- und Vergütungsstrukturen offenzulegen, damit der Kundennutzen nachvollziehbar bleibt.
  3. Langfristige Vorsorge priorisieren: Die bAV ist ein langfristiger Baustein für die finanzielle Absicherung der Mitarbeitenden. Unternehmen sollten auf Produkte setzen, die gesetzlichen Schutzmechanismen unterliegen und langfristig Stabilität bieten.

Fazit für Arbeitgeber:innen

Die Kritik der BaFin macht deutlich, dass Nettopolicen kein geeigneter Weg sind, um nachhaltiges Vertrauen und Sicherheit in der betrieblichen Vorsorge zu schaffen. Unternehmen, die jetzt auf transparente Beratung, faire Kostenmodelle und regelkonforme Produkte setzen, stärken nicht nur den Verbraucherschutz, sondern auch ihre Rolle als verantwortungsvolle Arbeitgeber:innen.

Die betriebliche Altersvorsorge bleibt ein langfristiger Prozess. Wer frühzeitig auf stabile Strukturen setzt und Risiken vermeidet, leistet einen entscheidenden Beitrag zur finanziellen Sicherheit der Mitarbeitenden und steigert gleichzeitig die Attraktivität als Arbeitgeber:in.

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